Auf der Toilette des Studentenclubs habe ich ausversehen in den Spiegel geguckt. Was ich dort erblickte, war wohl nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was ich morgen früh, wenn ich mit schwerem Kopf aufwache, im Badezimmerspiegel sehen werde. Sicher ist der Unterschied zu meinem normalen Äußeren gar nicht so groß, aber wenn Alkohol vielleicht auch nicht die Sinne schärft, so verändert er doch auf jedenfalls die Wahrnehmung.
Kategorie: "Nicht kategorisiert"
Langsam krabbelt ein Spinne über den Tisch. Mit einem Kugelschreiber versuche ich sie von ihrem Weg abzubringen. Wenn man sie ganz leicht anstößt, so als wollte man sie mit der Spitze des Stiftes streicheln, kann man beobachten wie das Tier ausweicht und dann einen Bogen läuft um wieder die alte Richtung zu finden.
Ich puste sie an. Das hat ungefähr den selben Effekt. Nur scheint es ihr jetzt doch etwas zu ungemütlich zu werden. Sie wird schneller. Kurz bevor sie die Tischkante erreicht, stoppe ich sie mit einer CD-Hülle. Sie läuft schräg gegen das Plastikhindernis und versucht so einen Weg daran vorbei zu finden. Ich schiebe die CD-Hülle mit ihr mit. Irgendwann gibt sie auf und versucht in entgegengesetzter Richtung zu entkommen.
Es wird Sommer. Herrliche Jahreszeit. Die Landschaft wird bunt, die Tage werden länger und vor allem das Wetter wird besser. Nicht das es mir irgend etwas gibt, in der Hitze zu zerfließen, wenn mir die Sonne auf die Platte knallt, aber ich bin ja nicht der einzige dem es zu heiß ist.
Aus fetten Raupen werden Schmetterlinge und aus unförmigen Winterjacken, Schals und Stiefeln schälen sich überall die interessantesten weiblichen Wesen. Anfangs freut man sich über jeden Zentimeter, den der Schal nicht mehr vom Gesicht verdeckt. Mag sein das es einen gewissen Reiz hat einmal nur die Augen einer Frau zu sehen, vor allem wenn man dort ein gewisses Funkeln finden sollte, aber auf Dauer ist das wohl nicht genug.
Ich schaue sie an. Der Wind weht ihr die Haare ins Gesicht. Sie streicht sie weg, schüttelt den Kopf und fängt meinen Blick auf. Ich schaue weg.
Ich schaue gerade aus. Ob sie mich noch ansieht? Ich wage es nicht den Kopf in ihre Richtung zu wenden. In einer Hand die Zigarette, die andere nur wenige Zentimeter neben ihrer auf dem Rand des Springbrunnens an den wir beide lehnen. Dazwischen meine Zigarettenschachtel.
Endlich allein. Hose runter, hinsetzten, wohl fühlen. Das Klo, die letzte Zuflucht für geplagte Ilmenauer Zweimannzimmerbewohner. Und während draußen der Rest der Wohnung alle viertel Stunde genervt an der Klinke rüttelt, schließlich braucht jeder mal ein bisschen Ruhe, lehnt man sich zurück, nimmt vielleicht ein gutes Buch zur Hand und lässt die erfrischende Kühle, die das Keramiksitzmöbel verströmt, langsam den Rücken heraufkriechen.