Mit freundlichen Diebels
Eins - Zwei, Eins - Zwei. Die Musik klingt herüber in den Wellen des Rhythmus. Die kleine Kneipe ist zum bersten voll. Ich stehe allein am Ende des Tresens, lehne an der Wand und schaue zur Band. Ich sehe die Musiker nicht, nur die Köpfe derer die sehen.
Mein Glas ist leer. Die Wirtin schaut sich die Band an. Ich störe sie nicht.
Jetzt sehe ich eine junge Frau. Auch sie steht im hinteren Teil der Kneipe. So kann ich ihr Profil sehen. Sie ist ganz abwesend. Irgendwie schaffen es die Musiker ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, das in kleinen Fältchen um ihren Mund und die Augenwinkel spielt. Eine zweite Frau drängelt sich durch die Massen. Sie versucht zwei Tequila durch die Menge zu balancieren, ohne allzu viel zu verschütten. Lachend trinken die zwei Frauen den Tequila in einem Zug und wenden sich wieder der Musik zu. Wieder hat sie diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Selbstvergessen, glücklich. Nichts als sehen und hören und Gefallen daran finden. Für einen Augenblick erwacht sie wieder. Gerade war ein Lied zu Ende und Beifall klatschend bittet das Publikum um Verlängerung des Traums. Sie schaut sich um. Ihr Blick trifft meinen und wandert weiter. Die Musik spielt wieder. Ein anderer Gast schiebt sich zwischen uns. Ich kann sie nicht mehr sehen.
Inzwischen hätte ich schon gern noch etwas zu trinken. Die Wirtin hat keine Zeit. Jemand hat ein Glas umgeschmissen, dessen Inhalt nun weggewischt werden muss.
Ich schaue wieder in Richtung Band. Ich kann jetzt einen Teil der Bühne sehen, den Schlagzeuger und den Gitarristen. Die zwei Frauen haben sich vor an die Bühne gedrängelt. Sie tanzen miteinander. Sie halten sich an den Hüften und lachen sich ins Gesicht. Es ist wenig Platz und so tanzen sie sehr eng zusammen. Ich schaue ihnen zu.
Ich greife, ohne hinzusehen, nach meinem Glas. Es ist leer. Ich sehe zur Wirtin. Sie kommt auf mich zu. Ich deute auf mein Bierglas und sage ihr, dass ich gern noch ein Bier hätte, doch das hört sie nicht. Im Augenblick hat sie sich umgedreht, zu einem widerlich lauten Mann, der meint an seinen Tisch müsste unbedingt noch eine Runde Sekt gehen.
Die Musik ist aus. Die Band baut die Instrumente ab. Die Freundinnen gehen Richtung Ausgang. Hat sie mich gerade angeschaut? Ich gehe ihnen entgegen. Wir kommen uns näher. Sie lächelt mich an.
"Entschuldigung möchten Sie noch etwas zu trinken?" Völlig verwirrt drehe ich mich zur Wirtin um. Ich bitte schnell um ein neues Bier.
Ich drehe mich zurück. Sie hat die Kneipe verlassen. Ich sehe nur noch wie die Tequilaträgerin ihren Mantel von der Garderobe nimmt um auch zu verschwinden.
"Und einen Whiskey" rufe ich der Wirtin hinterher. Etwas erschrocken dreht sie sich um und nickt mir zu. Ich habe wohl etwas zu barsch geklungen. Kein Wunder, dem Typ in der Diebels-Werbung wäre' das nicht passiert. Der bekommt sein Bier immer sofort.