Minky
Ein grässlich quietschender Bagger hebt auf der anderen Straßenseite eine Baugrube aus. Der Himmel ist Wolkenverhangen und es ist kalt.
Vor ein paar Tagen ist meine Kater gestorben und die Hände in meinem Schoß wissen nicht was sie machen sollen. Ich will ein Gedicht schreiben auf ein Stück Holz, das ich dorthin legen werde wo ich ihn begraben habe, aber mir fallen keine schönen Verse ein.
Gestern war mein Neffe da. Ob ich einen neuen will hat er mich gefragt – ich wusste nicht was ich sagen sollte. Er lachte. Lass dir Zeit, hat er gesagt, unsere Minky hat jedes Jahr Nachwuchs, manchmal sogar zweimal. Immer 4-5 Stück.
Was mit dem Nachwuchs passiert, wenn ich ihn nicht nehme? Manchmal braucht jemand in der Nachbarschaft ein Kätzchen, die anderen bleiben auf dem Hof. Ihr macht sie nicht tot? Euer ganzer Hof muss ja voller Katzen sein, habe ich gesagt.
Hin und wieder sind es schon zu viele Katzen hat er geantwortet. Aber meistens würden sie von allein sterben. Mal werden sie vom Kater gefressen, oder ein Schwein setzt sich auf eine Katze. Ein paar jagen die Mäuse zu nah an der Straße. Nur Minky bleibt und verjagt die älteren Kätzchen früher oder später aus ihrem Revier.
Das ist ja furchtbar, habe ich gesagt. Findest du? - fragte mein Neffe und fing an zu erzählen: Ich wäre gern so eine Katze. Wenn ich Hunger hätte, würde ich Mäuse fangen, ohne das mir jemand ein Zeugnis ausstellen muss, das mich dazu befähigt. Wenn ich es schaffe die andern Kater zu verjagen, wären alle Katzen mein. Und wenn ich alt, schwach krank und nutzlos werde, sterbe ich und nicht erst, wenn ich es schon lange bin.
Ich erzählte ihm nicht, dass mein Kater nie eine Maus gesehen hat, geschweige denn eine Katze und das der Tierarzt ihn zwei Jahre lang gegen den Krebs behandelt hat, bis nur noch die Spritze half. Er würde es nicht verstehen, der Kater war mein treuer Freund nicht irgendein Tier.